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tet zu sein«, sagte ich. »Sieh es mal von dieser Seite. Ihr
wurde vermutlich gar nicht bewußt, daß sie so viel von
dem harten Stoff schluckte. Das ist eine schleichende
Sache, sieh das mal so. Sie kann einem über den Kopf
wachsen. Und das ist nicht dein Fehler, oder?«
»Hält's Maul!« schrie er.
»Da war es, genau vor deiner Nase, doch es geriet
einfach außer Kontrolle, habe ich recht? Ziemlich ekelhaft,
nicht wahr? Kam sie wirklich auf den Hund, Ted? Erzähl
es uns. Sprich es dir von der Seele. Sie vegetierte nur noch
mit der Pulle im Haus herum, nicht wahr?«
»Hält's Maul! Hält's Maul!«
»Soff sie vor dem Fernseher? Sah sie weiße Mäuse in
den Ecken? Oder sagte sie nichts davon? Sah sie im Suff
weiße Mäuse? Drehte sie durch?«
»Ja, es war ekelhaft!« schrie er mich plötzlich an. »Fast so
ekelhaft wie du! Killer! Killer!«
»Hast du ihr geschrieben?« fragte ich sanft.
»Warum hätte ich ihr schreiben sollen?« fragte er heftig.
»Warum hätte ich ihr schreiben sollen? Sie stieg aus.«
»Und du konntest nicht mehr Football spielen.«
Ted Jones sagte klar und deutlich: »Versoffenes Weibs-
stück. «
Carol Granger atmete entsetzt ein, und der Bann war
gebrochen. Teds Augen schienen ein wenig klarer zu
werden. Der rötliche Schimmer verschwand daraus, und
ihm wurde klar, was er gesagt hatte.
»Dafür rechne ich mit dir ab, Charlie«, sagte er ruhig.
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»Vielleicht. Vielleicht bekommst du deine Chance.« Ich
lächelte. »Ein besoffenes, altes Weibsstück als Mutter. Das
ist wirklich ekelhaft, Ted.«
Ted saß stumm da und starrte mich an.
Damit war es vorüber. Wir konnten unsere Aufmerk-
samkeit anderen Dingen zuwenden - jedenfalls im Au-
genblick. Ich hatte das Gefühl, daß wir vielleicht auf Ted
zurückkommen würden. Oder er auf mich.
Draußen bewegten sich unruhig Leute.
Die Uhr tickte.
Lange Zeit sagte keiner etwas, jedenfalls kam es uns
wie eine lange Zeit vor. Wir hatten über so vieles nachzu-
denken.
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Sylvia Ragan brach das Schweigen. Sie warf den Kopf
zurück und lachte - lang und laut. Einige Leute, ich
inbegriffen, zuckten zusammen. Ted Jones nicht. Er war
noch auf seinem eigenen Trip. »Wißt ihr, was ich tun
möchte, wenn dies vorüber ist?« fragte Sylvia.
»Was?« fragte Pig Pen. Er wirkte überrascht darüber,
daß er sich wieder zu Wort gemeldet hatte. Sandra Cross
schaute mich ernst an. Sie hatte die Beine übereinanderge-
schlagen, wie es hübsche Mädchen tun, wenn sie Jungs,
die versuchen, unter ihr Kleid zu schielen, einen Strich
durch die Rechnung machen.
»Ich möchte dies in einem Kriminalmagazin bringen«,
erklärte Sylvia. »>Sechzig Minuten Terror mit dem Wahn-
sinnigen von Placerville.
ber dafür finden. Joe McKennedy oder Phil Franks... oder
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vielleicht du, Charlie. Was hältst du davon?« Sie lachte
schallend, und Pig Pen fiel zögernd in das Lachen ein. Ich
glaube, er war von Sylvias Furchtlosigkeit fasziniert. Oder
vielleicht lag es an ihrem offenkundigen Sex. Sie hatte
gewiß nicht die Beine übereinandergeschlagen, um züch-
tig zu sein.
Draußen auf dem Rasen waren zwei weitere Polizeiau-
tos eingetroffen. Die Feuerwehrleute zogen ab; die Alarm-
sirene war vor ein paar Minuten verstummt. Mr. Grace
löste sich abrupt von der Menge und ging auf den Haupt-
eingang zu. Seine Jacke flatterte in der leichten Brise.
»Mehr Gesellschaft«, sagte Corky Herald.
Ich erhob mich, ging zum Lautsprecher und schaltete
den Hebel auf SPRECHEN-HÖREN um. Dann setzte ich
mich wieder, und ich schwitzte ein wenig. Don-Gott-gab-
uns-Grace war unterwegs. Und das war kein Leichtge-
wicht.
Ein paar Sekunden später knackte es dumpf im Laut-
sprecher. Das bedeutete, daß die Leitung offen war. Mr.
Grace sagte: »Charlie?« Seine Stimme klang sehr ruhig,
sehr voll, sehr selbstsicher.
»Wie geht's, alter Junge?« fragte ich.
»Gut, danke, Charlie. Und wie geht es dir?«
»Ich halte den Daumen drauf«, sagte ich freundlich.
Kichern von einigen der Jungen.
»Charlie, wir haben schon vor dieser Sache davon
gesprochen, daß du Hilfe brauchst. Jetzt hast du eine
ziemlich schändliche Tat begangen, findest du nicht?«
»Nach welchem Maßstab?«
»Nach den Maßstäben der menschlichen Gesellschaft,
Charlie. Zuerst das mit Mr. Carlson und nun diese Sache.
Willst du dir von uns helfen lassen?«
Ich hätte ihn fast gefragt, ob meine Mitschüler keine
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Mitglieder der menschlichen Gesellschaft waren, denn
keiner hier schien sonderlich erschüttert über Mrs. Under-
woods Tod zu sein. Doch das konnte ich nicht tun. Es
hätte gegen einige Regeln verstoßen, die ich gerade zu
begreifen begann.
»Wie konnte ich das nur tun?« grölte ich. »Ich habe
bereits Mr. Denver gesagt, wie leid es mir tut, daß ich
dieses kleine Mädchen mit dem Schläger vertrimmt habe.
Ich will meinen armen Kopf von einem Klapsdoktor un-
tersuchen lassen! Ich möchte, daß meine Seele gerettet
und wieder schneeweiß wird! Wie kann ich das schaffen,
Reverend?«
Pat Fitzgerald, der fast so schwarz war wie das Pik-As,
lachte und schüttelte den Kopf.
»Charlie, Charlie«, sagte Mr. Grace, und es klang sehr
traurig. »Nur du allein kannst jetzt deine Seele retten.«
Das gefiel mir nicht. Ich legte meine Hand auf die
Pistole, wie um daraus Mut zu schöpfen. Er hatte so eine
Art, einen reinzulegen. Ich hatte ihn oft gesehen, seit ich
Mr. Carlson eins über den Kopf gegeben hatte. Mr. Grace
konnte einem wirklich zusetzen.
»Mr. Grace?«
»Ja, Charlie?«
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