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werde innerlich rot.
Du bist die tollste Frau auf der Welt, Nora. Ich liebe dich.
Muss er mir das genau heute sagen? Wo er es so gut wie nie
über die Lippen bringt? Ich hauche ein ich dich auch , und
mir ist inzwischen speiübel.
Männer schaffen es, im Schnitt zweimal im Jahr zu sagen Ich
liebe dich . Wenn überhaupt. Einmal nach einem gigantoman-
ischen Orgasmus, das zweite Mal, wenn sie ein schlechtes
Gewissen haben, weil zu viel Zeit im Büro verbracht (oder im
schlimmeren Fall bei der Geliebten).
Daniel ist da eine echte Ausnahme. Wir sehen uns die nächste
Zeit täglich und er sagt es mir mindestens viermal am Tag. Ich
liebe dich, Nora, unendlich.
Und es ist mir weder zu romantisch, noch zu viel. Ich schwebe,
und versuche mich mit aller Kraft wieder auf den Boden der
Tatsachen zu holen. Aber es gelingt mir nicht.
***
Seine Wohnung über dem Bistro wird unser Nest.
Wir haben viel Sex, liegen aber auch stundenlang Arm in Arm
und erzählen über uns und unser Leben. Lange nicht habe ich
mich so jung und schön gefühlt.
Doch mein schlechtes Gewissen holt mich immer wieder ein.
Ich bin nicht der Typ, der so etwas kann. Mit zwei Männern
zusammen sein, ganz ohne Skrupel. Es muss endlich eine
Lösung her.
Und mein Herz sagt ganz klar: Ich weiß es nicht.
Jacky, die ich jetzt endlich wieder zu unserem Mittwochslunch
treffe, sagt es mir schonungslos ins Gesicht.
Nora, das ist unterste Schublade, was du da abziehst. Du woll-
test ein Kind mit Tobias und vögelst jetzt mit dem Samen-
spender rum.
Wir vögeln nicht rum, wir sind uns so nahe.
Verliebt. Allerunterste Schublade. Tobias ist so ein toller Typ,
du machst jetzt sofort Schluss mit diesem Teenieverschnitt,
kapiert? Ach, hab ich dir gesagt, dass dieser Werner wieder an-
gerufen hat?
Ich sehe sie fassungslos an. Und mir bleibt ein Blatt Rucola
mitsamt Soja-Sprosse im Mundwinkel stecken.
Werner?
Ja, der ist ja so süß. Er will sich mit mir treffen. Mit Gregor!
Herzlichen Glückwunsch , bringe ich über die Lippen und
denke an mein Kind und dass ich mich entscheiden muss.
Ich drücke mich weiter um eine Entscheidung. Mein altes
Schnitzel-oder-nehm-ich-doch-den-Salat-mit-Hühnchenbrust-
Problem. Die letzten Jahre hat Tobias in Restaurants für mich
bestellt, um den Ober nicht in die völlige Verzweiflung zu
treiben. Doch jetzt muss ich erwachsen werden.
Daniel mit Kind oder Tobias ohne. Oder Tobias mit?
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Daniel will ein Kind von mir, oder zwei oder drei, und malt sich
unsere Zukunft sehr bunt und aufregend aus. Sein Bistro läuft
recht gut und er versucht mich immer wieder zu überreden,
mich für unsere einzigartige Liebe zu entscheiden.
Da erwischt uns Magda knutschend im Volkspark im
Friedrichshain. Es ist mir unendlich peinlich, ich will mich
erklären. Doch Magda zwinkert mir lächelnd zu und geht.
Magda, warte, es ist nicht so wie du denkst!
Oh Gott, ich habe ihn gesagt, den so ziemlich dämlichsten Satz
in der Filmgeschichte.
Magda ist weg, aber meine trüben Gedanken bleiben. Ich muss
jetzt allein sein und schicke Daniel weg.
Zu Hause passe ich Magda bei ihren Tomaten ab.
Du, das vorhin im Park & , stottere ich los.
Doch Magda will nichts hören.
Du musst mir doch nichts erklären, Nora , lächelt sie mich an.
Will ich aber, weil & ich deinen Rat brauche. Meine Freundin
Jacky, die findet das alles so unterirdisch von mir & Und ich ja
auch.
Magda sieht mich lieb an und wir setzen uns auf die Stufen ihr-
er Veranda.
Nachdem ich ihr alles erzählt habe, erzählt sie mir, wie sie
früher von einem Mann wegen einer Jüngeren verlassen
wurde. Anfangs konnte ich es nicht fassen, aber dann wurde
mir nach und nach klar, dass in unserer Beziehung so einiges
nicht mehr in Ordnung war.
Welche Beziehung ist schon perfekt , verteidige ich das, was
ich mit Tobias habe. Denn es ist annähernd perfekt.
Magda fährt fort. Und heute bin ich dieser Frau sehr dankbar.
Denn mit Ines ist alles viel unbeschwerter, leichter. Ich kann
dir nichts raten, Nora, wirklich.
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Und wie findest du den Altersunterschied? , will ich leise
wissen.
Den finde ich nicht schlimm , sagt sie und fügt lächelnd hin-
zu: Der Trend geht zum jüngeren Mann.
Ich weiß, das Alter ist auch wirklich nicht unbedingt mein
Problem. Eher das da. Ich zeige auf mein Herz.
Magda nickt. Versteh ich. Erinnerst du dich, wir haben dir
doch erzählt, dass sich Ines auch mal in eine andere verguckt
hat.
Ja, und dass du nicht nachtragend warst
Und wir seitdem wissen, was wir aneinander haben.
Und dass ihr froh seid, dass ihr euch nicht getrennt habt, nach
all den Jahren, wegen dieser Jüngeren.
Magda nickt lächelnd.
Und ich bin ihr unendlich dankbar.
Und wie immer, wenn ich kurz davor bin, mich endlich zu
entscheiden - wird für mich entschieden.
***
Ich bekomme die Quittung. Ich habe im Job einen gravier-
enden Fehler gemacht! Ich habe den Spielplatz für unsere
Siedlung zu groß bauen lassen. Die Zufahrt zu den Autostell-
plätzen vor fast jedem Haus ist zu eng!
Einige Bauherren, die mit den allerdicksten Schlitten, sind auf
180 und wollen mich als Projektleiterin eliminieren. Aber es ist
mein Projekt! Meine große Chance, endlich, mit 39 zu zeigen
was in mir steckt. Nämlich nicht viel? Soll ich das meinen
Enkeln, die es vielleicht nie geben wird, sagen?
Nein, das darf nicht sein. Ich versuche die Herren zu beruhi-
gen. Doch der BMW-Fahrer aus Haus 11, Ingo Baltimore, der
britische Vorfahren hat, zeigt keinerlei Verständnis.
Einem Mann wäre das nie passiert. Ich war von Anfang an
dagegen, einer Frau diesen großen Auftrag zu geben.
Ich sehe ihn fassungslos an und kontere scharf. Wir werden
eine Lösung finden. Und dieser Fehler hätte jedem passieren
können. Selbst einem Mann! , füge ich noch ironisch hinzu.
Sie haben viel zu viele Rutschen und Schaukeln bauen lassen,
das soll kein öffentlicher Spielplatz werden, sondern eine
Wohnanlage.
Dazu gehören nun mal auch Spielgeräte für Kinder.
Aber kein überdimensioniertes Piratenschiff, das ist doch
total lächerlich, hier wohnt doch nicht - Jack Sparrow!
Die anderen lachen. Ich versuche, mir weiter Gehör zu
verschaffen.
Kann sein. Aber ich werde das Schiff nicht wieder abreißen
lassen, und damit basta!
Wir blitzen uns an. Und ich unterbreche die Sitzung, denn ich
bin den Tränen nahe und will nicht den letzten Rest an Glaub-
würdigkeit verlieren.
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Tobias ist mit der neuen Kollegin essen, sein Handy ist aus-
geschaltet. Daniel ist sofort für mich da.
Das ist natürlich krass für solche PS-gesteuerten Typen ,
Daniel nimmt mich fest in den Arm.
Die schmeißen mich raus, da bin ich mir sicher.
Das können die nicht. Du hast einen Vertrag.
Ich deute auf den Plan. Das da könnte man wieder abreißen,
dann kann der Doofkopf auf seinen Parkplatz fahren. Und da
könnte man verbreitern, die andern haben nicht so breite Sch-
litten. Wichtig ist jetzt vor allem, den Doofkopf zu besänftigen.
Wenn die Stimmung in der Siedlung kippt und mies wird, kann
ich hier auch nicht mehr wohnen.
Ist das dieser Baltimore?
Ja, dieser eingebildete Kunstkenner.
Er sieht mich an, seine Augen leuchten.
Ein Kunstfreak. Ich glaube, dann hab ich eine Idee, die ihn
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