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damit herausrücken wollte.
»Das ist ein Indikator dafür, dass die in der Vision dargestellten
Dinge noch im Fluss befindlich und wandelbar sind«, erklärte Leo.
»Und was ist daran neu?« Piper sah verwundert auf. »Wir haben
schon den Ausgang vieler Geschichten verändert, die Phoebe in ihren
Visionen gesehen hat.«
»Nein, nein, das Dunst-und-Stein-Phänomen bedeutet etwas
anderes.« Leo setzte sich und suchte nach den richtigen Worten.
Schließlich griff er auf eine lehrbuchmäßige Erklärung zurück, die er
wie ein Dozent herunterleierte: »In einer Kette aufeinander folgender
Visionen wird der Umfang des Nebels oder Dunstes immer geringer,
je unabänderlicher die dargestellten Dinge und Ereignisse werden.«
Wie Phoebe bemerkte, hatten auch Paige und Piper nichts
begriffen. Verständnislos sahen die drei Leo an.
»Kannst du das mal übersetzen?« Paige nahm einen großen
Schluck Kaffee zur Stärkung.
»Okay.« Leo rieb sich den Nacken, seufzte und versuchte, die
Sache einfacher zu erklären. »Wenn wir es in Phoebes Vision wirklich
mit dem Dunst-und-Stein-Phänomen zu tun haben, werden weitere
Visionen folgen, in denen immer wieder dieselbe Situation dargestellt
wird, vielleicht mit Abweichungen. Und von Vision zu Vision wird
sich der Nebel immer weiter verflüchtigen, weil die Sache, um die es
geht, sich immer weniger ändern lässt. Sie wird sozusagen in Stein
gemeißelt.«
Paige sah Phoebe schräg an. »Verstehst du das?«
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»Ich glaube schon«, murmelte Phoebe, doch sie fasste den Kern
der Aussage noch einmal in ihren eigenen Worten zusammen, um
sicherzugehen: »Bei Dunst-und-Stein-Visionen ist also die Dichte
oder Menge des Nebels ein Indiz dafür, ob und wie viel man an einer
bestimmten Sache ändern kann?«
Leo klatschte in die Hände. »Genauso ist es.«
Paige nickte abwesend. »Aber Phoebe hatte bisher nur eine Vision
mit dem Wächter der Finsternis.«
»Bis jetzt«, bemerkte Phoebe.
»Dann könnte es sich bei dem Nebel also auch um ganz normalen
Nebel handeln?«, fragte Piper.
Leo zuckte mit den Schultern. »Das wissen wir erst, wenn diese
Vision sich erfüllt oder Phoebe noch eine weitere bekommt.«
Paige wollte Piper beruhigen, denn die Sorge stand ihrer Schwester
deutlich ins Gesicht geschrieben. »Das Wichtigste ist doch, dass wir
wissen, was auf uns zukommt, denn so haben wir die Möglichkeit, uns
auf den Angriff vorzubereiten.«
»Das ist immerhin ein Vorteil.« Piper nickte und drehte sich
ruckartig zu Leo um. »Und warum hast du uns das nicht schon viel
früher gesagt?«
»Erst einmal«, sagte Leo, »wollte der Rat, dass Phoebe ganz
unvoreingenommen an ihre Visionen herangeht und nicht zu viel
hineininterpretiert.«
Da ist was Wahres dran, dachte Paige. Nun, da Phoebe sich mit
den Visionen auskannte, war es leichter, sie mit einem neuen Aspekt
vertraut zu machen.
Piper runzelte aufgebracht die Stirn. »Ich meine, bevor du nach
Bay Haven georbt bist, um nach Todd zu sehen!«
»Weil es den Ablauf der Dinge nicht verändert hätte, wenn ihr es
ein paar Stunden eher erfahren hättet. Du hättest dir nur noch mehr
Sorgen gemacht«, erklärte Leo ohne Umschweife.
»Du musst mir keine unangenehmen Fakten verschweigen, Leo.«
Piper kochte vor Wut. »Die ständige Bedrohung unseres Lebens
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macht mich zwar ziemlich nervös, aber ich bin doch nicht aus
Zucker!«
»Ich weiß.« Leo strich Piper zärtlich eine Haarsträhne hinters Ohr.
»Aber du hattest so viel Freude an der Gartenarbeit, da wollte ich dir
den Spaß nicht verderben.«
Nach einem Augenblick glätteten sich Pipers finstere Züge wieder.
»Also gut! Du hast gerade noch mal den Kopf aus der Schlinge
gezogen!«
»Nicht wirklich«, bemerkte Paige. »Es gibt da immer noch dieses
kleine Problem mit dem Wächter der Finsternis, der auf seinen
Auftritt wartet.«
»Ein Problem, das abhängig ist vom Nebelfaktor«, ergänzte Piper.
»Ein Problem, von dessen Lösung wir noch sehr weit entfernt
sind.« Phoebe schüttelte den Kopf und seufzte frustriert. »Auf die
Genauigkeit meiner Visionen ist wegen des Dunst-und-Stein-
Phänomens möglicherweise kein Verlass mehr, und über das erste
Wort für den neuen Zauberspruch komme ich auch nicht hinaus. Eine
allgemeine Beschwörungsformel hat einfach nicht dieselbe
Durchschlagskraft wie ein Spruch, der für ein ganz bestimmtes Wesen
geschrieben ist.«
»Ach, dir wird schon etwas einfallen«, tröstete Paige sie. Dass eine
verpasste Gelegenheit Leos Tod bedeuten konnte, erwähnte sie lieber
nicht.
Todd kam als Letzter in die Küche. Er und seine drei Mitschüler
hatten gerade sieben lange Unterrichtsstunden bei Mr. Hendricks
hinter sich gebracht. Mit Ausnahme von zwei kurzen Pausen hatten
sie die ganze Zeit mit Vorbereitungen auf die staatliche
Leistungsprüfung verbracht, die am nächsten Tag stattfinden sollte.
Während der fünf Jahre, in denen Todd von einer Pflegefamilie zur
anderen gewandert war, hatte er gelernt, sich zurückzuhalten und den
Mund erst aufzumachen, wenn er die neuen Leute in seinem Leben im
Griff hatte. Bereits nach einem Tag in Bay Haven hatte er erkannt,
dass Ray das Heft in der Hand hatte und ihm niemand widersprach,
nicht einmal der Lehrer, der Hausmeister oder der Koch. Abgesehen
von dem kurzen Zusammenstoß am Vorabend hatte Todd mit Ray
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nicht viel zu tun gehabt, und er wusste noch nicht, wie er sich diesen
Mann vom Leib halten konnte. Im Gegensatz zu den vielen
Pflegeeltern, die er schon gehabt hatte, war es Ray ganz offensichtlich
egal, ob ihn die Jungen mochten oder nicht, und damit war der
Heimleiter eindeutig im Vorteil.
Über die Stärken und Schwächen seiner Mitbewohner war Todd
indes noch nicht im Bilde.
Die beiden Älteren, Ian Gregory und Tyrell Weans, waren in der
ersten Pause auf die Toilette gerannt und erst wieder
herausgekommen, als Mr. Hendricks sie zurück in die Klasse rief.
Hank Marcos hatte versucht, nett zu Todd zu sein, aber Todd hatte
ihm unmissverständlich klargemacht, dass er keine Fragen
beantworten wollte, und so hatte es der Jüngere schließlich
aufgegeben.
In der zweiten Pause hatte Ian ihm eröffnet, wie froh er war, in Bay
Haven untergebracht zu sein. Ian kannte Jungen, die schon im
Bezirksjugendgefängnis gewesen waren. Wenn die Geschichten über
die krassen Bedingungen der Wahrheit entsprachen, war Bay Haven
im Vergleich dazu das reinste Honigschlecken, auch wenn Ray für die
strikte Einhaltung von Disziplin und Ordnung sorgte. Der Chef von
Bay Haven hatte zwar Dutzende schreckliche Methoden, um
diejenigen zu bestrafen, die sich nicht an die Regeln hielten, aber all
das war nichts im Vergleich zu dem Leben im Gefängnis.
Mit finsterer Miene dachte Todd über seine Situation nach und ließ
sich auf einen Stuhl an dem großen Küchentisch fallen. Hank, Ian und
Tyrell saßen schon da und warteten auf Ray.
»Wo liegt das Problem, Todd?« Tyrell verpasste ihm unter dem
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