[ Pobierz całość w formacie PDF ]
in den Raum. Die beiden waren so intensiv miteinander befasst,
dass sie ihn gar nicht bemerkten. Luca schloss die Augen und wün-
schte, die beiden dort auf der Couch wären verschwunden, wenn er
wieder hinsah.
Er öffnete die Augen. Die beiden saßen noch immer dort, eng beie-
inander und lebhaft ins Gespräch vertieft. Nicht, dass Luca auch
nur ein einziges Wort verstanden hätte. Alles, was er wahrnahm,
war das laute Pochen seines Herzens und das Blut, das in seinen
Adern rauschte.
Mühsam konzentrierte er sich auf den Wortlaut der Unterhaltung.
„… dich so vermisst“, sagte Mona gerade, während sie sich
122/154
vertrauensvoll zu dem älteren Mann neigte. Auf ihrem Gesicht lag
dieses ganz besondere Lächeln, von dem Luca geglaubt hatte, es sei
nur für ihn reserviert. „Es kam mir vor, als wärst du eine Ewigkeit
weg gewesen!“
„Du hast mir auch sehr gefehlt.“ Joseph reichte Mona beide Hände,
und sie drückte sie in einer zärtlichen, intimen Geste. „Wenn ich
wenigstens mit dir hätte reden können!“
„Schon gut, du hast es ja versucht. Ich habe mich so über deine Na-
chricht gefreut.“
Luca verspürte einen schmerzhaften Stich in der Brust. Von dieser
Nachricht hörte er zum ersten Mal. Seines Wissens nach hatte
Mona seit ihrem misslungenen Versuch, Joseph anzurufen, keinen
Kontakt mehr zu ihm gehabt. Er hätte nie damit gerechnet, dass
Joseph es wagen würde, Mona anzurufen.
Eisige Kälte breitete sich in ihm aus. Monas leidenschaftliche
Hingabe war nichts als Lüge gewesen. Während sie in seinen Ar-
men lag und ihn zur Ekstase trieb, hatte sie Josephs Anruf im Hin-
terkopf gehabt und ihm nichts davon gesagt. Ihr Verrat schmerzte
ihn wie eine offene Wunde.
„Es war nicht schön, dir nur eine Nachricht hinterlassen zu
können.“
Mona schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich verstehe das.“
Joseph tätschelte ihr die Wange. „Ja, ich weiß.“ Luca ballte die
Hände zu Fäusten. Wenn sein Schwager Mona noch ein einziges
Mal berührte, konnte er für nichts mehr garantieren. „Das ist einer
der Gründe, weshalb ich dich so liebe.“
Eine unsichtbare Faust schien sich in Lucas Magen zu bohren. Er
krümmte sich innerlich und hätte vor Schmerz und Enttäuschung
beinahe laut gestöhnt. Er hatte genug gehört. Monas Antwort wollte
er lieber nicht abwarten. Er hätte es nicht ertragen, mit anzuhören,
wie sie Joseph eine Liebeserklärung machte.
„Sieh an, sieh an“, sagte er sarkastisch, während er mit steifen Sch-
ritten den Raum betrat. „Welch lauschige kleine Zusammenkunft.“
123/154
Joseph sprang erschrocken auf. Mona wurde, wie Luca bemerkte,
aschfahl im Gesicht.
„Was willst du hier, Joseph?“, fragte Luca scharf. „Suchst du mich?
Immerhin ist dies meine Wohnung. Aber die Frage erübrigt sich
wohl.“ Er lachte bitter. „Du müsstest ja wissen, dass ich um diese
Zeit für gewöhnlich im Büro bin.“
„Ich … ich…“, stammelte Joseph, unfähig, einen zusammenhän-
genden Satz zu formulieren. Schweißperlen glänzten auf seiner
Oberlippe.
Luca war außer sich vor Zorn. Er konnte sich kaum beherrschen,
seinen Schwager nicht grün und blau zu schlagen. Wäre Joseph
nicht krank gewesen, hätte er es vielleicht sogar getan.
Aber das war noch harmlos im Vergleich dazu, was er mit Mona
machen wollte. Sie hatte ihn für dumm verkauft, und er hatte es
zugelassen.
Er maß seinen Schwager mit einem tödlichen Blick. Josephs
Gesicht lief so dunkelrot an, wie Luca es noch nie bei einem
Menschen gesehen hatte. „Ich dachte, du hättest Wichtigeres zu
tun“, versetzte er eisig. „Zum Beispiel mit deiner Ehefrau zusam-
men Adoptionsanträge auszufüllen.“
Luca hörte, wie Mona nach Luft schnappte, gab aber weder ihr
noch Joseph Gelegenheit zu einer Erwiderung. Seine Geduld – was
davon noch übrig war – war nun endgültig erschöpft. Ein einziges
Wort noch, eine einzige kleine Lüge, und er ließe sich zu etwas hin-
reißen, was er ein Leben lang bereuen würde.
Mit der kühlen Präzision eines Scharfschützen nahm er nun Mona
ins Visier. „Was dich angeht …“, sagte er in so schneidendem Ton,
dass sie erschrocken zurückwich, „… du widerst mich an.“
Sie zuckte zusammen. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, selbst
ihre Lippen wurden blass. Im Kontrast zu ihrem bleichen Gesicht
wirkte ihr Haar schwärzer als schwarz. „Du …“
Mit einer herrischen Geste schnitt er ihr das Wort ab. „Spar dir
deine Erklärungsversuche. Selbst ein Blinder sieht, was zwischen
euch läuft.“ Wut und Schmerz drohten ihm die Kehle
124/154
zuzuschnüren, aber er zwang sich, fortzufahren: „Ich will deine Lü-
gen nicht hören. Es ist aus zwischen uns.“ Jedes seiner eigenen
Worte bohrte sich ihm wie ein Messer ins Herz. „Spätestens mit der
Rückkehr meiner Schwester wäre es ohnehin vorbei gewesen. Nur
weil Stefania nichts von eurer Affäre weiß, brauche ich sie nicht
noch mit der Nase darauf zu stoßen, indem ich die kleine Schlampe,
mit der mein Schwager sie betrügt, überall in der Stadt herumzeige.
Glaubst du, ich sehe mit an, wie ganz London hinter ihrem Rücken
über sie lacht?“
Mona sackte auf der Couch in sich zusammen. Luca nahm es mit
grimmiger Genugtuung zur Kenntnis.
„Ich will, dass du noch heute hier verschwindest.“ Er wandte sich
wieder Joseph zu. „Und du solltest dich in Grund und Boden schä-
men. Wenn du meine Schwester je wieder betrügst, bringe ich dich
[ Pobierz całość w formacie PDF ]